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Experteninterview: Holk Schubert und Jannis Michael zum Nachhaltigkeitskonzept der Charité

Campus Charité Mitte

© Charité | Wiebke Peitz

Unter dem Motto „Gesundheit neu denken“ verfolgt die Charité in Berlin eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie. Ab sofort unterstützt auch die BFE das Krankenhaus auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft. 

Holk Schubert, Standortleiter der BFE in Berlin, und Jannis Michael, Abteilungsleiter für Nachhaltigkeitsmanagement der Charité Berlin, haben sich zum Nachhaltigkeitskonzept der Charité ausgetauscht. Mehr dazu lesen Sie im nachfolgenden Interview:

Holk Schubert: Als führendes Klinikum in Europa ist der erwartete Fokus eher im medizinischen Bereich – klar. Wie kamt ihr zu eurer Nachhaltigkeitsstrategie und worauf basiert diese?

Jannis Michael: Wir spüren die Folgen des Klimawandels auch im Gesundheitsbereich stark: Lungenerkrankungen nehmen zu, ebenso die Übersterblichkeit während Hitzeperioden oder bei Infektionskrankheiten. Das Wohlergehen des Menschen hängt nun mal maßgeblich mit einem intakten Ökosystem unserer Erde zusammen. Für uns ist es daher nur selbstverständlich in Zukunft zu versuchen, einen entscheidenden Beitrag zur ökologischen Transformation zu leisten und uns auf die wandelnden Begebenheiten einzustellen. Daher kam es im Zusammenhang mit der Unternehmensstrategie zur „Strategie 2030 – Gesundheit neu denken“, bei der ein wesentlicher Strategiebaustein die Nachhaltigkeitsstrategie darstellt. Diese geht über den Klimaschutz und Auswirkungen auf die Gesundheit hinaus – auch wenn Letzteres im Fokus steht.

Holk Schubert: Spannend! Und so wichtig hier einen Beitrag zu leisten. Wir unterstützen inzwischen zahlreiche Kliniken auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft, dabei steht insbesondere der Faktor Mensch stets im Fokus. 
Kannst Du uns mal einen Einblick in einige eurer konkreten Maßnahmen geben?

Jannis Michael: Ja, klar. Gerne gehe ich auf ein paar konkrete Maßnahmen des Strategiefeldes „Umwelt“ ein. 

  • Bei ca. 20.000 Mitarbeitenden hat die Mobilität einen bedeutenden Anteil am ökologischen Fußabdruck der Charité. Hier wollen wir den CO2-Abdruck drastisch reduzieren, Impulse für eine nachhaltige Mobilität in Berlin setzen und die Lebensqualität unserer Mitarbeitenden steigern. Dafür bauen wir die Fahrradinfrastruktur auf unserem Gelände weiter aus, haben das Jobrad etabliert, richten bereits Fahrradwerkstätten an unseren Standorten ein und haben Mobility-Hubs ins Leben gerufen, über die Fahrrad-, Roller- und Carsharing sowie E-Ladesäulen angeboten werden.
  • Knapp die Hälfte der Gebäude der Charité sind vor 1980 gebaut oder zuletzt saniert worden. Für diese Gebäude lassen wir derzeit eine energetische Gebäude- und Anlagenanalyse durchführen - teilweise ja auch mit euch zusammen – um zielgenau den Zustand zu ermitteln und darauf basierend konkrete Modernisierungen durchführen zu können. Darüber hinaus möchten wir in den kommenden Jahren eine Vielzahl an neuen Gebäuden errichten, die nach konkreten Nachhaltigkeitskriterien geplant sind und mit denen wir die höchstmögliche Zertifizierung über die deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen anstreben.
  • Auch bei der Beschaffung denken wir zunehmend nachhaltig. Ein gutes Beispiel ist hier die Mitarbeitendenbekleidung. Die neue Arbeitskleidung besteht aus der Naturfaser Lyocell, die aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft in der EU hergestellt wird. Das Unternehmen, das uns hiermit beliefert, ist zudem mit einen Nachhaltigkeitszertifikat (Grüner Knopf) ausgestattet und kann einen nachhaltigen Produktionsweg nachweisen.
  • Außerdem kann ich nur erneut betonen, dass die Menschen eine Schlüsselrolle in der notwendigen Transformation spielen. Daher sehen wir uns in der Verantwortung als Multiplikator*Innen aufzutreten und über den Klimawandel sowie dessen gesundheitliche Folgen zu forschen und zu informieren. 

Holk Schubert: Das sind ja schon sehr konkrete Ansätze, die ihr schon jetzt verfolgt. In der Zukunft möchtet ihr noch mehr erreichen. Magst Du auch hier einen kurzen Einblick geben, was ihr in der Zukunft forcieren möchtet?

Jannis Michael: Wir haben das Ziel, unsere Vorreiterrolle im Gesundheitssektor auch beim Thema Nachhaltigkeit weiter auszubauen. Daher wollen wir den Nachhaltigkeitsgedanken noch stärker in alle Bereiche und Prozesse der Charité integrieren und Entscheidungen interdisziplinär treffen. Unser Zukunfts-Projekt „Heat & Health“ ist dafür ein gutes Beispiel. Hier werden wir in einem Zusammenspiel aus Wissenschaft, Politik und Bau und den Mitarbeitenden selbst zukünftige Bau- und Sanierungsmaßnahmen interdisziplinär begleiten, Hitzeschutzpläne erarbeiten und so aktiv an der klimagerechten Stadtentwicklung mitwirken. Für uns geht es in dem Projekt insbesondere darum, unseren Mitarbeitenden sowie unseren Patientinnen und Patienten ein optimales (Arbeits-)Klima zu ermöglichen.

Holk Schubert: Siehst Du Hindernisse in der Umsetzung eurer Maßnahmen und Projekte in der Zukunft?

Jannis Michael: Spätestens beim Investitionsbedarf der Gebäude wird deutlich, dass Krankenhäuser zwar selbst Maßnahmen umsetzen können, es für den entscheidenden Hebel jedoch einen Zugang zur finanziellen Unterstützung braucht. Auch wird es entscheidend sein, wie sich die gesamte Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigeren Lebensweise entwickelt und bspw. nachhaltige Kaufentscheidungen trifft. Dafür ist eine gute Wissensvermittlung, die einen Wandel im Denken jeder und jedes einzelnen erzeugt, notwendig. Gemeinsam müssen wir Gesundheit neu denken – so unser Motto.

Holk Schubert: Da hast Du Recht. Klimaschutz geht nur gemeinsam - das kann ich aus meiner täglichen Arbeit bestätigen. Danke für das spannende Gespräch, Jannis! 

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